Schachklub Lauffen - Bericht von den 9. Vellmarer Schachtagen
Vellmar war eine Reise wert ...
... auch wenn es mit dem erhofften, alleinigen Turniersieg nicht ganz funktioniert hat.
So wie auch die vorher getätigte Abschätzung der Wegstrecken innerhalb Vellmars nicht "ganz" funktioniert hat ... - so dauerte bereits der Anmarsch vom Bahnhof zum Spielort, für welchen ich ca. 15 bis 20 Minuten eingeplant hatte, etwa dreimal so lang.
Dort einmal angekommen, fand ich eine schöne große, lichtdurchflutete Halle vor, in welcher alles bereits picobello und mit viel Ellbogenfreiheit aufgebaut war ...
... und an den 1. 8 Brettern, welche sich auf der Tribüne befanden,
gab es sogar Drehstühle!
Außerdem außerordentlich vorbildlich:
nicht nur, daß jeder ein eigenes Namensschild bekam,
diese waren bereits vor Turnierbeginn fertig vorbereitet!
Dies galt auch für die DGT-Bretter, denn sämtliche (!) Partien des A-Turniers wurden live im Internet übertragen!
Nach dieser kurzen Besichtigung des Spielortes begab ich mich auf dem Weg in mein außerhalb Vellmars in einem Teilort gelegenes Hotel, wobei mir schon nichts Gutes schwante ... . Und tatsächlich wurde aus dem als eben vermuteten, maximal einen Kilometer langen Weg ein 3-4 km langer über Höhen und Tiefen ... (sah auf Google Maps irgendwie alles viel einfacher aus ...). Glücklicherweise traf ich in meiner Unterkunft dann 3 andere an diesem Turnier teilnehmenden Schachspieler, welche in ihrem Auto noch einen Platz freihatten ... - sie waren schlicht und ergreifend meine Rettung, denn sie nahmen mich nicht nur an diesem ersten, sondern auch den Folgetagen mit! Wodurch ich zudem zu Rundenbeginn immer pünktlich am Brett war ... . Vielen Dank an dieser Stelle hierfür noch einmal!
So gelangte ich nicht nur rechtzeitig, sondern zudem recht ausgeruht zur 1. Runde, was mein Gegner denn auch gleich zu spüren bekam, denn ich machte kurzen Prozess mit ihm ...
... sodaß er bereits in der obigen Stellung ...
... welche auch auf der großen Liveübertragungsleinwand nicht besser
aussah (rechts oben), bereits nach 15 Zügen aufgeben mußte!
Und so war ich bereits fertig, als die meisten anderen noch spielten ...
... wobei es eine nicht unerhebliche Zahl an Außenseitererfolgen (s. a.
weitere Impressionen und Ergebnisse 1. Runde - alleine 5 an den 1.
10 Brettern!) gab!
Auch der zweiten Runde lief es recht gut - ich bekam schnell eine klar vorteilhafte Stellung, welche nach 19 Zügen bereits gewonnen war ...
... 19. ...Sh5! -+ ...
... 22. ...Sf5+ war dann noch eine witzige Analogie zur ersten Partie ...
... 2 Züge später folgte dann 24. ... Sg3+,
und wegen unvermeidbaren Matts 0:1.
Bedeutend weniger glücklich war dann die Episode in Runde 3, wo ich mit bereits knapper Bedenkzeit in klar besserer Stellung eine mögliche Kombination nicht erkannte und daher sicherheitshalber remis anbot ... .
Auch in Runde 4 bekam ich nach und nach die klar bessere Stellung ...
... und nach 27. ...Se4: ging es vollends schnell ...
... und ich hatte bereits die Qual der Wahl - 29. ...De4 oder Lg2:+ ...
... mußte aber dennoch aufmerksam bleiben (34. ...De2!) ...
... so wie auch erst recht hier! (35. ...Ta8!; Te8?? Dd7, Td6?? La3) ...
... und hier verzichtete ich auf 36. ...Lg2:+, da mir
nach Ta1 ein Matt à la Dg2:+! vorschwebte ...
... was mein Gegner zwar mit 37.Se3 verhinderte, sich
jedoch nach Tc1: dennoch zur Aufgabe genötigt sah ...
0:1
In Runde 5 gelang es mir dann wieder einmal nicht, eine klar vorteilhafte Stellung zu gewinnen - immerhin kämpfte ich diese Stellung bis zum letzten aus ... .
Somit war ich vor den Schlußtag und den letzten beiden Runden im Zugzwang, denn es war klar, daß ich sie beide gewinnen mußte. Und zumindest die erste Aufgabe hörte sich keineswegs so einfach an, ging es doch gegen eine voll im Saft stehende amtierende deutsche U 16 Meisterin, Lara Schulze.
Mithilfe eines Bauernopfers gelang es mir, mir eine aktive Stellung zu verschaffen ...
... welche hier nach 13. ...Tg8!? N noch mehr Aktivität aufwies ...
... jedenfalls war der Druck auf sie hier bereits wohl schon so übermächtig,
daß sie sich zu dem völlig fehlerhaften Qualitätsopfer 16.Tb7:? genötigt sah ...
... wodurch ich auch hier bereits wieder eine klar vorteilhafte
Stellung hatte, um so mehr, da sie 23.e5! verpaßte (Da6:?) ...
... so auch hier (26.e5!), und nach 26.f5? ...
... hätte ich mit Tb1! bereits ganz einfach gewinnen können,
wir übersahen dabei aber beide, daß nach 27.Dc8+ Kg7 auf
einmal die Dame auf c8 hängt ...
... und auch die erneute Chance, Tb1 zu spielen, verpaßte ich,
wenngleich sich hier doch bereits deutlich komplexer ist
(27. ...Tb1!! 28.Sg5: Tg1:+ 29.Kg1: Lg5: -+) ...
... hier jedoch schlug ich nun endlich zu (28. ...Th3:+) ...
... nur um ein paar Züge später wieder den präzisen
Weg zum Sieg zu verpassen ...
... 33. ...Tc8? (De3!) ...
... glücklicherweise griff meine Gegnerin nun mit 34.fe6:??
(wieder einmal wäre e5! besser gewesen) endgültig fehl ...
... sodaß ich hier mit 35. ...Se6: zunächst eine Figur ...
41. ...Dh3# 0:1
... und kurz darauf noch ihren König gewinnen konnte :-).
Hierdurch schloß sich denn auch der Kreis - denn zur Schlußrunde fanden sich die 3 Topgesetzten an ihren jeweiligen Startbrettern der 1. Runde wieder, und sahen sich hierbei Gegnern gegenüber, die ebenso wie Sie auch 5 Punkte aufwiesen! Wobei ich mit Weiß auf den nominell klar schlechtesten Gegner traf, und es schien auch geradezu ein Spaziergang zu werden ...
... denn bereits nach 14 Zügen hatte ich meinem Gegner
im Würgegriff und einen klaren Vorsprung auf die Uhr,
wobei sich hier zumindest letzteres zu meinen Ungunsten
änderte, da ich über meinen 15. Zug (Td2) ca. 52 Minuten
nachdachte, dabei den aber auch nicht vorhandenen Gewinn
nicht finden konnte, nur um dann mit 15. ...Tb8? positiv
überrascht zu werden ...
... und nach 16.dc:! bereits fast und der schwarzen
Antwort 16. ...Dc5? bereits vollständig ...
... nach 17.Tad1 auf Gewinn zu stehen ...
... und baute mein Vorteil hier mit 20.Se5 weiter aus,
womit ich aber auch auf das praxisnähere cb: verzichtete ...
... sodaß ich hier auf einmal viel Zeit dafür aufwenden mußte,
um die Konsequenzen von Zügen wie Ld4!? oder Sf7:! zu
berechnen, nur um daran zu scheitern, und das deutlich
sichere Sc4:?! zu bevorzugen ...
... sodaß kurz darauf die Lage bereits bei weitem nicht mehr so einfach war ...
... und ich sogar einfachste Züge (Td1!) zu übersehen begann ...
... um dann in Zeitnot sehenden Auges in die endgültige
Katastrophe zu schlittern (26.Da6:??) ...
... denn ich hatte erkannt, daß mein Gegner nun Dauerschach
erzwingen konnte, hoffte indes inständig, daß er dies übersehen
möge, je länger er die jedoch nachdachte, desto sicherer war ich
mir, daß er nur ganz sicher gehen wollte, daß Lf2:+! auch wirklich
remis wird - das waren verdammt lange 5 1/2 Minuten ...
31.Lg2 1:0
... wie man jedoch sehen kann, Gott sei Dank welche mit Happyend!
Puuh, das war dann noch einmal völlig überflüssigerweise knapp und spannend!
Da die Begegnung am 2. Brett zwischenzeitlich unentschieden ausgegangen war, entschied sich die Frage, ob ich als einziger 6/7 haben und somit alleiniger Turniersieger werden würde, am Spitzenbrett. Hier sah die Lage jedoch leider alles andere als rosig aus! Denn Außenseiter Patrick Chandler hatte zwar in einem reinen Damenendspiel immer noch drei glatte Mehrbauern, stand aber nichtsdestotrotz mittlerweile glatt auf Verlust! Dabei hätte er noch kurz vorher ohne allzu große Probleme ein Unentschieden erzwingen können ... :-(.
Was ihm zugegebenermaßen schwergefallen sein dürfte, nachdem er zeitweilig "leicht" auf Gewinn gestanden hatte, ...
... so hätte z.B. hier 56. ...Df2! die Partie höchst elegant
und vor allen Dingen sofort zu seinen Gunsten beendet ...
Im 81. Zug wurde er dann von GM Meijers mattgesetzt ...
81.Dd4#
... wodurch letzterer ebenso wie ich auf 6/7 kam, aufgrund der besseren Zweitwertung (Buchholz) jedoch zum Sieger erklärt wurde ... . Nur gut, daß sein Abstand hier mit 2,5 Punkten recht klar ausfiel, denn ansonsten hätte ich mir noch darüber Gedanken machen müssen, wie sauer ich auf meinen Gegner aus der 5. Runde hätte sein müssen, der zur letzten Runde gar nicht mehr antrat!
Somit hat es also wieder einmal nicht ganz zum 1. Platz gereicht - andererseits ist ein 2. Platz bei einem Turnier mit insgesamt ca. 250, auf 3 Gruppen verteilte Teilnehmer auch nicht so schlecht ... :-)!
Mal schauen - vielleicht versuche ich es ja nächstes Jahr wieder, in der Hoffnung, dann noch ein klein wenig besser abzuschneiden ;-)!?
[GS]