Teil zwei (zugegeben, es hat etwas gedauert, bis dieser Bericht fertig wurde; -> Teil 1) meines Turnierwochenendes begann mit der längeren S-Bahn-Fahrt von Heilbronn nach Karlsruhe, auf der sich auch eine größere Gruppe Mädels befand, welche den Junggesellinnenabschied eines ihrer Mitglieder feierten und für gute Stimmung (hatten wohl vorher noch die halbe Spiritousenabteilung eines Ladens geleert) sorgten … .
Die Braut in Aktion …
Wer zur Gruppe gehörte, ließ sich einfach an den rosafarbenen T-Shirts erkennen, die vorderseitig mit dem Spruch „In guten wie in schmierigen Zeiten“ und rückseitig mit einem Känguruh (!?) und „Frau Schmierer heiratet ihr Beuteltier“ beschriftet waren … . Warum!? Nun, die Braut würde nach ihrer Heirat „Schmierer“ heißen (toller Name …), und das mit dem Beuteltier … – aber lassen wir das lieber, da soll sich jeder selber seinen Reim drauf machen 😉 ! Jedenfalls waren sie wie bereits angesprochen mit reichlich alkoholischen Getränken eingedeckt, die Braut hatte sogar einen „Minialkoholflaschenpatronengürtel“ umgeschnallt. Diese mußte sie dann versuchen zu verkaufen, außerdem mußte sie anderen ihre Dienste anbieten, wie z.B. „Kuss auf die Wange – 5 €“, auf den Mund für 20,- €, alles gut erkennbar auf der Preisliste, die sie um den Hals trug … . Auch an mich wurden diese Angebote herangetragen, aber für etwas hatte ich doch nicht eben zuvor schwer ein paar Euro gewonnen gehabt! In Karlsruhe trennten sich dann jedenfalls „unsere“ Wege, während die Mädels mexikanisch essen gingen und hinterher wohl noch die Stadt unsicher machten, stieg ich in die Stadtbahn, die mich vollends nach Waldbronn in mein Hotel brachte.
Ausstattung war ganz ok, Preis inklusive Frühstück 50,- €, nur das W-Lan funktionierte aus irgendeinem Grund nicht … .
Am nächsten morgen sollte es dann um 9.00 h losgehen, aber auch hier wurde wie sonst auch mit der obligatorischen 1/2 h Verspätung begonnen (was aber z.B. einem gewissen spanischen IM trotzdem nicht reichte, weil er einen Bus verpaßte).
Vor dem Start
Dafür erkannte ich 2 mir noch vom Vortag bekannte „Geier“gesichter von IM Zaitsev und IM Chernov … . Zudem waren noch die GM’s Klaus Bischoff und Vitaly Kunin als auch IM Oswald Gschnitzer vor mir gesetzt, so daß ich an 6. Stelle gesetzt war.
Beim „Chess960“ ist es ja so (für alle, die es nicht wissen sollten), daß die Startposition der Figuren auf der Grundreihe vor Beginn der Runde ausgelost werden, und zwar so, daß der König zwischen den Türmen steht (damit die Rochade nach beiden Seiten noch möglich ist). Das ergibt 960 mögliche Startaufstellungen, daher „Chess960“! Das sieht dann z.B. s o aus:
1. Runde, Samuel Weber (TWZ 1835) – Schnepp, Schach 960-Stellung 540 (zum Vergrößern einfach auf das Diagramm klicken)
Die Partie konnte ich im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren, es war gegen ein junges Nachwuchstalent aber ein erwartet recht harter Kampf, ehe ich doch wohl zurecht gewann.
Im Nachhinein sollte sich die darauf folgende 2. Runde bereits als turnierentscheidend erweisen (!) … . Dazu muß man wissen, daß gerade einmal 7 Runden mit dem „Mainzer Modus“ (20 + 5) gespielt wurden. Hier nun die Ausgangsstellung:
2. Runde, Schnepp – Fabian Fichter (TWZ 2022), Schach 960-Stellung 30
Irgendwie erreichten wir folgende Stellung:Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch etwar 10 min, und mein Gegner 17 … Sekunden!! Dennoch, ich verpaßte den möglichen, erzwungenen Gewinn, und hatte am Ende sogar noch die schlechtere Zeit! Zum Teil lief meine Zeit bis auf 1-2 Sekunden herunter, bevor ich wieder einen Zug machte, und ich stand wohl mal kurzfristig auf Verlust, zum Schluß endete die Partie aber remi(e)s … .
Die Strafe folgte auf dem Fuße – in Runde 3 mußte ich gegen den an 1 gesetzten Bischoff ran (ich glaubte schon an einen Auslosungsfehler, aber es war wohl doch korrekt), noch dazu mit Schwarz …
3. Runde, GM Klaus Bischoff (TWZ 2605) – Schnepp, Schach 960-Stellung 789
Ich schlug mich jedoch recht wacker, und hätte nach einem Fehler Bischoff’s sogar das remis erzwingen können:
Hier zog Weiß d7? (Td2! mit klarem Vorteil)
Wie man sehen kann, ging ich leider an meiner Chance vorüber und war damit praktisch bereits aus dem Rennen um den Meistertitel, für den ich mir doch leise Hoffnungen gemacht hatte … .
Schnepp – Dirk Becker (TWZ 1379), Schach 960-Stellung 71
Jetzt ging es eigentlich fast nur noch um Schadensbegrenzung – ich gewann schnell die Qualität und stand klar besser, und auch in der nachfolgenden Diagrammstellung fand ich noch den besten Zug:
Weiß am Zug
Aber irgendwie war es nicht mein Tag, es gab einige seltsame Möglichkeiten für Schwarz in der Stellung, die man nicht mehr für ihn vermuten möchte, und am Ende blieb mir gar nicht soviel anderes übrig, als das Remisangebot meines Gegners anzunehmen, die Partie endete also unentschieden! Damit war ich nach 4 Runden punktemäßig dort angelangt, wo ich eigentlich nach der 2. Runde hätte stehen müssen!
5. Runde, Simon Fromme (TWZ 1864) – Schnepp, Schach 960-Stellung 110
In dieser Partie hatte ich zur Abwechslung einmal richtig Dusel, denn ich stand einfach auf Verlust – konnte dann aber das Blatt noch wenden und gewann demzufolge.
6. Runde, Schnepp – Daniel Prill (TWZ 1955), Schach 960-Stellung 710
In dieser Partie (Teil 1 / Teil 2; die Rochade kann Chessbase seltsamerweise nicht richtig umwandeln) zeigte sich einmal mehr, wie schnell man im Schach 960 aufgrund der ungewohnten und schwierigen Stellungen ins Fettnäpfchen treten kann, jedenfalls tat dies mein Gegner, wie nachfolgende Stellung erahnen läßt …
Noch eine Impression aus Runde 6 …
In der letzten Runde bekam ich dann nochmals einen respektablen Gegner:
7. Runde, Jonas Rosner(TWZ 2108, aber Elo 2342!) – Schnepp, Schach 960-Stellung 910
In dieser Partie (Teil 1 / Teil 2) gewann ich dank origineller Partieanlage schnell die Oberhand, stand klar besser und befand mich wohl auf der Siegerstraße – und produzierte dann einen gnadenlosen Lapsus …
In dieser Stellung ist der Turm auf d5 angegriffen, nach Td6 steht Schwarz klar besser, ich hatte aber einen völligen Blackout und zog – mich noch darüber wundernd, wie mein Gegner dies hatte übersehen können – Tc5?? Nach dem erzwungenen Lc5: entwich mir ein „leiser“ Aufschrei des Entsetzens, den man wahrscheinlich auch noch im letzten Winkel des Trurniersaals gehört haben dürfte … . Immerhin kostete es „nur“ Qualität, und ich konnte noch weiterkämpfen, aber ich vergab noch weitere Chancen, und so endete das Turnier für mich auf einem enttäuschenden 14. Platz (-> Abschlußtabelle).
Enttäuscht zog ich von dannen (schließlich dürfte mich das Turnier locker 30 IPS-Punkte kosten!), ohne mir das Ende des Spitzengefechts an Brett 1
zwischen Kunin und Bischoff bis zum für Kunin bitteren Ende vollends anzusehen, so bekam ich aber wenigstens noch meine optimale Verbindung heimwärts.
Bischoff kam damit auf 6 Punkte, aber auch Zaitsev, und da dieser die bessere Buchholz aufwies, ist er Nachfolger vom 1. deutschen Meister, Josef Gheng!
Insgesamt nahmen 45 Spieler an diesen deutschen Meisterschaften teil, und der Veranstalter wunderte sich noch über die mangelnde Resonanz. Wenn ich allerdings bedenke, daß außer auf der Waldbronner Seite nirgends eine Ausschreibung dazu zu finden war (außer auf der Kuppenheimer Seite, auf welcher ich mich zufällig am Donnerstag abend davor befand und auf das Turnier stieß), ist dies aber wohl schon deutlich weniger verwunderlich! Und auch hat es über 1 1/2 Wochen gedauert, bis die Endergebnisse dann auf der Waldbronner Seite veröffentlicht waren (Bericht ist sowieso Fehlanzeige), trotz meiner Anfrage per Email einen Tag nach Turnierende! Hier gibt es also noch etwas zu verbessern bis zum nächsten Jahr … – dann ja vielleicht auch mit ein paar Lauffener Spielern mehr!?
Bei der 3. Auflage bin ich dabei 🙂
Ich würde mich ebenfalls anschließen. Vorausgesetzt ich erhalte irgendwie eine rechtzeitige Info 😉
Danke für den Bericht,
da meine Stellungen sowieso dem 960 entsprechen schließe ich mich gerne an.
Den älteren bin ich ja noch als Feld-Wald und Wiesenspieler bekannt.