Nach 2 vergeblichen Anläufen, bei denen ich auch schon als klarer Favorit ins Rennen gegangen und unnötigerweise gescheitert war, konnte ich nun das Rennen um die Topplatzierung für mich entscheiden – zwar kamen auch noch 3 weitere Schachfreunde auf je 5,5/7, jedoch konnte ich die klar beste Buchholz aufweisen und fand mich dadurch auf Platz 1 wieder! Zugegebenermaßen war dieser Sieg irgendwo auch ziemlich glücklich, aber dank „Glücksfee“ BMW, der immer in den kritischen Momenten anwesend war und mich vor dem schlimmsten Unheil zu beschützen schien, gelang er dann eben doch … .
Nachdem sich mein Gegner in der Auftaktpartie mit dem klassischen Königsinder zu verteidigen versuchte, konnte ich (von einem kleinen Wackler einmal abgesehen, als ich in völliger Gewinnstellung um ein Haar meinen ganzen Vorteil weggeworfen hätte und das Problem im letzten Moment noch erkannte) einen ungefährdeten 1. Sieg verbuchen.
Bedeutend haariger gestaltete sich die Sache in der 2. Runde, als mich eine Stellung von höchster Schwierigkeit fast meine gesamte Bedenkzeit kostete und mich in eine horrende Zeitnot brachte, wobei ich auch kritisch anmerken muß, daß es schwierig ist sich zu konzentrieren und nachzudenken, wenn der Gegner nicht nur seinen Tee schlürft, sondern – während man nachdenkt – den Tisch schlürfend umkreist wie ein Indianer eine Wagenburg … . Wie mir der ein paar Bretter entfernt (!) spielende Ludwigsburger Branko Vrabac später mitteilte, war ich nicht der Einzige, der sich dadurch empfindlich gestört fühlte. Nachdem das zurückstellen des Stuhles nur das Umkreisen des Tisches, jedoch nicht das herumschlürfen stoppen konnte, sah ich mich letztlich dazu genötigt, den Schiedsrichter darauf aufmerksam zu machen, der diesem Treiben ein Ende bereitete … .
Glücklicherweise konnte ich sowohl diese als auch seine anderen Mätzchen (nach einem Zug auf die Uhr hauen ohne jede Zeitnot und reklamieren des nicht sofortigen Mitschreibens des gegnerischen Zuges in Zeitnot, sondern erst (korrekterweise!) nach erfolgtem eigenen Zug) bestrafen, denn er spielte mit ausreichend Zeit schnell auf meine Zeitnot, und beging dabei einen entscheidenden Fehler 🙂 … .
In der 3. Runde konnte ich mich dann erst einmal ein wenig erholen, da mir mein Marbacher Gegner netterweise großartig in meine Vorbereitung rannte und ich bereits nach 10 Zügen glatt auf Gewinn stand und letztlich problemlos vollstrecken konnte.
Ganz anders gestaltete sich die nächste Runde, als ich bei dem verzweifelten Versuch, mit Schwarz einen Vorteil herauszukneten, wieder viel zu viel Zeit verbrauchte, die Remisvariante zwar fand, die Berechnung jedoch zu früh abbrach und mein Remisangebot von meinem Gegner mit einem echten KO-Gewinnzug gekontert wurde … . Ich versuchte, den Laden so gut es ging zusammenzuhalten und die geringen Chancen auf Entlastung, die mir mein Gegner überflüssigerweise bot zu nutzen, aber meine Stellung war einfach zu aussichtslos, und fand mich bereits mit meiner Niederlage ab.
Und ausgerechnet da mußte BMW erscheinen! Er sprach mir Mut zu, daß ich es schon noch schaffen würde, konnte aber seine Zuversicht nicht so recht teilen … . Glücklicherweise verirrte sich mein Gegner dann im Dickicht der vielen Möglichkeiten und verbrauchte dabei auch sehr Zeit, so daß er auf einmal weniger Zeit hatte als ich, und auch sein Vorteil schmolz nur so dahin! Zu guter Letzt hätte ich dann sogar noch vollen Ausgleich erlangen können, machte jedoch noch einen Fehler, der aber ohne weiter schwerwiegende Folgen blieb, da mir mein Gegner in zeitlicher Bedrängnis remis anbot, welches ich annahm.
In Runde 5 (das einzige Mal im Turnier nicht an Brett 1) konnte ich gegen den alten Haudegen Josef Gabriel zwar einen gewissen Vorteil erzielen, jedoch verteidigte er sich hinreichend gut, und so endete auch diese Partie remis.
Damit war ich in der 6. Runde unter Zugzwang und mußte gegen den Co-Sieger des 1. Oeffinger Opens, Alex Rempeli, unbedingt gewinnen, und mich noch nebenbei für das überflüssige Remis vom Vorjahr revanchieren, welches den Anfang vom Ende des damaligen Turniers bedeutete. Erfreulicherweise spielte er wieder diesselbe nicht ganz unproblematische Variante, die zudem zu meinen Lieblingsvarianten zählt! Nachdem seine Theorikenntnisse zuende waren, geriet er rasch in eine Verluststellung, und versuchte auch gar nicht mehr so richtig, die Stellung zu verteidigen, spielte recht schnell, wohl, um es schneller überstanden zu haben. Zuletzt spielte ich eine Abwicklung, an deren Ende ich seine Aufgabe erwartete, und tatsächlich – kaum hatte ich den Zug ausgeführt, der sein Ende bedeuten sollte, stellte er augenblicklich die Uhr ab und reichte mir die Hand zur Aufgabe. Ich war zufrieden und dachte mir „Wie schön, er hat es auch verstanden …“. Mein mag sich mein Erstaunen vorstellen, als ich die Partie noch vor Ort eingab und Fritz nebenherlaufen ließ, und er in der Schlußstellung „0.00“ anzeigte! Und daß auch noch völlig zurecht … .
Das gab mir den Rest. Und da die Turniersituation günstig war (geteilter 1. mit 5/6 zusammen mit meinem Gegner Oliver Prestel bei deutlich besserer Buchholzwertung), beschloß ich, meinem Gegner am kommenden Morgen gleich im 1. Zug remis anzubieten! Meine Rechnung war einfach: entweder er nimmt es an, und dann wäre ich zumindest geteilter 1., oder er lehnt ab, verbraucht dafür aber ein paar Minuten an einer Stelle, wo er sonst à Tempo ziehen würde. Tatsächlich lehnte er ab, nicht ohne jedoch ca. 4 Minuten dafür verbraucht zu haben, und nachdem er ohnehin 10 Minuten zu spät gekommen war, hatte er nach 2 Zügen bereits 14 Minuten „verbraucht“, Zeit, die ihm später fehlen sollte :-)!
Es entwickelte sich jedenfalls eine interessante, teils sehr komplexe Partie, und nachdem ich nicht ganz die richtige Lösung für meine Eröffnungsprobleme gefunden hatte, geriet ich mehr und mehr in die Defensive, gab ihm zwischenzeitlich sogar die Chance, mich in 4 Zügen mattzusetzen (!), was er aber genauso wie ich übersah, und in beiderseitiger Zeitnot fand er dann zu allem Überfluß noch den Gewinnzug, den ich gar nicht auf der Rechnung gehabt hatte, und ich fand mich bereits mit der bitteren Niederlage ab. Aber „Glücksfee“ BMW war ja wieder einmal nicht weit, und so schockierte mich mein Gegner förmlich damit, als er nicht den Gewinnzug, sondern einen anderen Zug spielte – ich dachte nur „ja wie, ist der Zug etwar noch schrecklicher??!“. War er aber nicht ;-), und zuletzt mußte mein Gegner fast noch froh sein, die Zeitkontrolle mit gerade noch 9 Sekunden zu schaffen, während ich fast noch eine Minute hatte. Er machte noch einen Zug und bot mir remis an, und nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß die Stellung wirklich remis ist, nahm ich an. Nachdem mein Gegner vom Vortag den Schock über die unnötige Aufgabe der Partie (mit noch 1h 20 auf der Uhr …) nicht richtig verdaut zu haben schien und eine glatt gewonnene Stellung verloren hatte (vor allem, weil er jetzt zu langsam spielte), war der gefährlichste Buchholzgegner aus dem Weg und selbiger frei für mich zum Turniersieg!
Ausdrücklich loben möchte ich familiäre Athmosphäre vor Ort, und empfehle dem einen oder anderen, doch auch einmal daran teilzunehmen!
Weiteres (Tabellen, Einzelergebnisse, etc. ) auf http://oeffingen.schachvereine.de/index.php?id=24!
Glückwunsch!
Und auch von mir noch: Gratulation! Macht Spass den Artikel zu lesen.
Vielen Dank für die Blumen!
Schön, daß euch der Artikel zu gefallen scheint!
Glückwunsch an Gunnar,
wieder einmal ein toller Bericht
Bitte weiter so!