Eine rege Beteiligung …

… konnte man beim 20. Heilbronner Nikolausturnier durch lauffener Kinder und Jugendliche verzeichnen – waren derer (dank unseres immer rührigen Kafi) doch immerhin gleich 6 am Start!
So auch Stephan Bacherskiy (2. Turnierteilnahme (1.=KJEM)) und Anika Popovic (1. Turnierteilnahme überhaupt) in der U8, wo sie mit aus meiner Sicht sichtlicher Freude die Figuren übers Brett flitzen ließen und dabei auch den einen oder anderen kreativen Zug fanden. Und zudem kamen sie auch noch zu manchem zählbaren Erfolg, wodurch Anika Popovic nach gutem 2/3-Start auf 3 Punkte und Platz 14 und Stephan Bacherskiy nach ebenfalls gutem 2,5/4-Start auf 3,5 Punkte/9 Runden und Platz 13 von 17 Teilnehmern kam!

Anika Popovic (rechts) in Aktion!

Immerhin einen Vertreter hatten wir auch in der Kategorie U16/U18 mit Matthis Joos, bei dem mir sein allgemein guter Stellungsaufbau positiv auffiel, was als Grundlage für eine erfolgreiche Partiegestaltung ja fast unabdingbar ist. Leider zeigte er hin und wieder Schwächen bei ganz elementaren Dingen, also wenn es z.B. darum ging, den Angriff des Gegners auf einen eigenen Spielstein zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren, oder auch selbst zuzugreifen, wenn ihm die günstige Gelegenheit dazu geboten wurde. Nachfolgend ein illustrierendes Beispiel, welche vorgenannten beiden Punkte verdeutlichen, und auch als Anregung zu verstehen ist, worauf man unter anderem besonders achten sollte:

Hier hatte er – wie man sehen kann – seine Figuren so weit als möglich gut positioniert und stand bereits klar besser, übersah jetzt aber „einfach“, daß sein Bauer auf e5 angegriffen war (und rochierte eben kurz, eigentlich ja auch gut) …

Stellung nach 14.Lf4??

… dafür erkannte er hier, daß er einen ungeschützten Spielstein gefahrlos schlagen kann – leider eben den auf c2 … . Ich denke aber, daß ich verstanden habe, warum es so gelaufen ist, und mit praktischen Tips helfen kann.
Man sollte aber natürlich auch nicht vergessen, daß es eben Schnellschach mit 15 min/Partie ohne Zeitzugabe war. Auch das darf durchaus als Erklärung für manchen gemachten Fehler herhalten!
Was mir auch gefallen hat, war, daß er eine gute Zeiteinteilung zu haben schien, er also weder zu schnell (wie manche andere …) noch zu langsam spielte.
Es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen – mit dem richtigen justieren von ein paar Stellschrauben sollte sich das aber vergleichsweise einfach geradebiegen lassen!? Darum – üben, üben, üben … – und dann wird das beim nächsten Mal gleich noch viel besser aussehen und nicht nur bei vielversprechenden Ansätzen bleiben! Und dann sicherlich zu noch mehr als 3/9 reichen … .

Kommen wir zur Gruppe U12: hier wurden wir (durchaus erfolgreich!) von Maya Rauhut vertreten, die manch nominell stärkeren Gegner ein Bein zu stellen vermochte, mit 3/3 super startete und dann leider z.T. recht unglücklich noch weitere klar gewonnene Stellungen verlor. Auch hierzu ein anschauliches Beispiel:

Stellung nach … Df4

Nachdem sie zuvor 1 x sehr schnell verloren hatte, als auch in der Runde davor nach meiner Wahrnehmung sich eine recht vogelwilde Stellung aus der Eröffnung heraus ergeben hatte, empfahl ich ihr, vor allem bewußt etwas „gemütlicher“ zu spielen. Einen Rat, den sie befolgte (sie hatte hier noch etwar 6-7 Minuten auf der Uhr), und wenn man sich das Diagramm betrachtet, hat es sich wahrlich gelohnt! Das ist mit die strukturell schönste Stellung, die ich im Verlauf des Turniers gesehen habe (wenn nicht gar die schönste – von lauffener Spielern jedenfalls …) – und ganz nebenbei natürlich auch klar gewonnen (auf einem gewissen Level …). Leider scheint eine ihrer größten schachlichen Schwächen das Verwerten einer Stellung mit materiellem Gewinnvorteil zu sein (also auch etwas, was sich vergleichsweise einfach erlernen lassen sollte), und auch hier trat diese Schwäche wohl etwas zu Tage … . Wobei sie es zunächst ja auch noch gut machte …

… und hier mit De6! ihre Dame in Sicherheit brachte und gleichzeitig die „gefährliche“ Diagonale a2-g8 geschlossen hielt …

… hier jedoch nicht wie von mir erhofft auf f2 (=richtig) mit Vereinfachung nahm, sondern wieder eigentlich schlau den angegriffenen Bauern auf c5 mit Tc8 deckte. Im Grunde genommen unternahm Weiß hier mit Sd6 …

… einen letzten (sogar Gewinn-!) Trick – und man ahnt es schon, was sie darauf (leider) gezogen hat …

… und ja – sie hat (was ja gut ist!) den Angriff des weißen Springers auf ihren Turm erkannt, und eigentlich wieder schlau mit einem Tempogewinn verbundenen Gegenangriff darauf geantwortet – und es erscheint schon direkt unfair, daß Weiß hier noch ein Matt in 2 Zügen hat … . Aber – er hat seine (verbliebenen beiden) Figuren eben gut platziert, und wird nun dafür belohnt. Und auch die Bayern haben ja am Wochende (wieder einmal …) erfahren müssen, daß eine zu hohe Verteidigung in der Schlußminute dem Gegner Räume im Rücken dieser Verteidigung einräumt … . Und es war der erste Zug, den sie halbwegs impulsiv/etwas überhastet ausgeführt. Und gleich sooo hart bestraft … – gemein! Und grinst der sich etwar noch einen!?
Eine sicherlich schmerzhafte, aber eben auch sehr lehrreiche Erfahrung!
Und obwohl sie danach auch die letzte Runde noch verlor, erreichte sie mit 5/9 einen beachtlichen 19. Platz von 64 Teilnehmern!

Bliebe noch die Gruppe U10 – wo neben dem sieg(zu!?)verwöhnten Adrian Mühlbauer auch Viktor Popovic wie seine jüngere Schwester seine 1. Teilnahme an einem Turnier verzeichnen konnte, und sich von daher wenig verwunderlich etwas schwertat, ins Turnier zu finden, dann aber mit 2,5/3 noch einen recht starken Endspurt hinlegte und sich noch auf Platz 43 bei 51 Teilnehmern hochwuchtete! Da ich naturgemäß nicht überall gleichzeitig sein konnte, und die Partien oft auch nicht besonders lange dauerten, habe ich auch von seinem Spiel nicht so viel mitbekommen, und kann daher auch keine Aussage dazu abgeben – auch deshalb, weil ich mich zugegebenermaßen am meisten für Adrians Spiele interessiert habe … . Der als an 2 gesetzter Spieler – man muß es korrekterweise so sagen – in vermeintlich überwundene alte Muster zurückfiel, und z.B. viel zu oft viel zu schnell zog, wodurch seine zuletzt eigentlich gewonnene Spielqualität zu oft eher einer „Spielquälität“ glich! So wurde gleich in Runde 1 eine simple Springergabel zu eigenen Gunsten nicht genutzt, aber der Gegner war einfach viel zu schwach, und so glückte der 3/3-Start dennoch, bevor es in Runde 4 dann zum 1. Mal richtig ernst wurde – gegen den direkt hinter ihm an 3 gesetzten Maximilian Shkundin. Tja, und wieder – einfach mal schnell ein paar Züge gemacht (hatte der Trainer nicht etwas mehr Gemütlichkeit empfohlen!?), und gleich (sogar mit Weiß) als Quittung richtig schlecht gestanden, dann noch schlechter … … um dann – inzwischen mit einem Turm weniger im Endspiel – wieder einmal das Glück zu haben, daß der Gegner einem diesen Mehrturm für umsonst serviert. Dankeschön! Und nochmal mit remis davongekommen … . Was er dann in der darauffolgenden Runde noch toppen „konnte“ …

Kerem Birguel (DWZ 1047)

Adrian Mühlbauer (DWZ 1169)

Stellung nach 40. …Sa1??

… hier jedenfalls ein kurzer Auszug aus einer Sequenz von 5 (!!) schrecklichen Zügen in Folge! Ok – sein Gegner hatte hier vielleicht noch 30-60 Sekunden auf der Uhr, war also in entsprechender Zeitnot – Adrian mit ca. 10 Minuten aber eher weniger … . Jedenfalls zog Weiß hier 41.Sf5?? …

… nach 2 Sekunden ( 🙁 ) folgte 41. …b3?? …

… was Weiß die Möglichkeit eröffnete, mit dem soeben nicht geschlagenen Turm den Bauern zu stoppen – so daß Adrian auf die Idee kam, diesen störenden Turm anzugreifen, also …

… 42. …Tf6?? (kopfschüttel).

Kurz darauf wäre die Pleite fast vollends vollendet gewesen …

… denn hier stand Adrians König bereits auf g6, er hatte ihn aber wohl noch nicht ganz losgelassen, und konnte sich so noch mit Kg8 „retten“ … . Und dann kam es wieder einmal wie gewohnt (sorry für die schlechte Bildqualität) …

… hm, was zieh‘ ich denn jetzt …

… den Springer nach c5 in den Angriff, um den gegnerischen König mattsetzen zu können, bevor ich die Zeit überschreite! …

… he, da ist ja c1 gar nicht mehr gedeckt, da könnte ich mir doch …

… meine Dame zurückholen …

… und – oh, ist das etwar auch gleich noch matt!?

Dann jedoch, in Runde 6, war Schluß mit lustig … . Es ging an Brett 1 gegen Ivan Chugunov, mit einer DWZ von immerhin bereits 1426 die klare Nummer 1 der Setzliste, und mit insgesamt sauber herausgespielten 5/5 auch bis dahin seiner Favoritenrolle absolut gerecht geworden. Die Eröffnung konnte Adrian (nicht zuletzt dank der sofortigen Besprechung der Partie 2 Runden zuvor …) noch ganz ordentlich gestalten …

Stellung nach 10.Lc4:

… aber sein Gegner wußte hier entweder, wie er sie Stellung gut behandeln kann, oder er kam sogar selbst auf die Idee, mit 10. …Sb4 einen Springer zentral auf d5 zu installieren. Und mit dieser Idee kam Adrian nun gar nicht klar – aber tieferes stragisches Verständnis wäre wohl auch bereits etwas zuviel verlangt! Dennoch – man würde sich doch wünschen, daß er das „gemütlichere“ Spiel doch etwas länger durchhalten könnte (denn immerhin kam er meiner dementsprechenden Empfehlung doch einigermaßen nach), und …

… nicht einfach ohne nachzudenken eine so weitreichende Entscheidung wie den Tausch auf d5 fällt … . Aber das will eben auch gelernt sein, und sein Gegner erteilte ihm hier auch eine vermutlich lehrreiche Lektion – jedenfalls wurde der Druck dann auf der langen Diagonale zu groß …

… aber zunächst kam es noch zu einer kuriosen Situation – Adrian zog hier 15.Lg5?? – und sein Gegner nach vielleicht 15-20 Sekunden … … 15. …Ld6?? …
Das war aber der einzige Klops, dessen ich bei Chugunov in 9 Runden gewahr wurde. Und so verwundert es denn auch nicht, daß er Adrian dennoch keine Chance mehr ließ, und daß Turnier souverän in Fischermanier für sich entschied. Vermutlich wird man diesen Namen noch öfter hören … (vielleicht dann ja auch in der Sportschau!?.
Adrian zeigte dann in der 7. Runde endlich einmal den Mut, den ich von ihm in einer bestimmten Situation gefordert hatte, und hätte zwar u.a. aufgrund mangelnder Theoriekenntnisse dennoch ins Hintertreffen geraten können, aber sein Gegner ließ nicht nur diese Chance aus, nein, nachdem er zunächst ordentlich gespielt hatte …

verfiel er hier auf den „etwas“ unglücklichen Zug 15. …Dg5?? … .
Und da zu Adrians Stärken für gewöhnlich auch die Verwertung materiellen Vorteils gehört, ging er mit 5,5/7 in die 8. Runde.
Wo es wieder wechselhaft hätte zugehen können – Adrian mit gutem Aufbau, dann aber ein taktischer Fehler, welcher jedoch nicht bestraft wurde, und so dann doch ein letztlich ungefährdeter Sieg.

Somit ging es also mit 6,5/8 an Brett 2 … … um Platz 2 (Platz 1 war ja wie bereits erwähnt bereits vergeben). Immerhin! Aber bereits die Auslosung mit Schwarz war etwas unglücklich … . Dann kam eine Stellung aufs Brett, die wir uns im Training bereits näher angesehen hatten. Aber halt eben nur den Zug, den (eigentlich) alle da spielen. Und ich stehe so dabei und denke mir: „Wie spielt man das eigentlich, wenn Weiß hier d3!? spielt!?“ Und da war’s natürlich schon auf dem Brett! Und auch Adrian fand nicht die optimale Lösung, erhielt aber dennoch eine absolut spielbare Stellung …

Stellung nach 13.De4:

… und hier (Adrian dachte hier etwas länger nach wie angeraten) ging ich schnell zu meinem Platz, um meine Kamera zu holen, um noch ein paar Bilder von der Partie zu machen, da der Akku meiner Videokamera leer war. Auf dem Rückweg kam mir dann bereits Adrian entgegen – und mir war natürlich sofort klar, was passiert war. Er hatte schlichtweg die Mattdrohung übersehen, und anstelle von 13. … f5 (was ja gleichzeitig auch den angegriffenen Läufer auf g4 deckt) Dd7 gezogen … .
Wirklich schade! Und bereits ein remis hätte zu alleinigen 7/9 und somit Platz 2 genügt! Aber so blieb immerhin noch Platz 4, und einen Pokal gab es da auch noch!?
Und auch Maya erhielt noch eine Medaille – nicht für ihre Platzierung in ihrer Gruppe, sondern für die Teilnahme am Problemlösewettbewerb – bei dem es u.a. folgende Stellung zu lösen galt:

Matt in 2 Zügen

Tja, und diese Aufgabe konnte „sie“ denn auch richtig lösen (aber es stand ja auch ganz klar mit dabei, daß es gestattet ist, Betreuer bei der Lösung zur Rate zu ziehen ;-)).
Die Lösung!? Selber draufkommen!

So endete zumindest für Maya der Tag dann doch noch versöhnlich!? Und vielleicht konnten die lauffener Teilnehmer(innen) außer dem einen oder anderen Erfolgserlebnis auch noch neue Freundschaften zu (gleichaltrigen) Gleichgesinnten auf der Habenseite für sich verbuchen!? Und ich hoffe und denke, daß wenn die eine oder andere schmerzhafte Niederlage verdaut ist, die positiven Erinnerungen an dieses Turnier überwiegen und Lust auf mehr (Turniere und damit verbundene Erfolge und Freundschaften) machen dürften!
Und wenn weiter fleißig trainiert wird, dann werden auch die Erfolge entsprechend ausfallen!
Spätestens beim dann wieder bestens organisierten und zügig durchgeführten (Lob an die Veranstalter!) 21. Heilbronner Nikolaus Jugendopen!?
[GS]

Links zur den Ergebnissen der einzelnen Gruppen:

-> U8 / U10 / U12 / U16+U18

P.S.: also gut, ich will nicht so sein, und den Lösungszug des Problems doch verraten – es ist 1.Lc6!!