Ein Bericht vom B&O Schach960–Festivalwochende in Bad Aibling vom 25.-27.11.2016
(Schnell-)Schachturniere im Schach960 (also der Schachvariante, bei der die Grundstellung der Figuren ausgelost wird), sind (bislang!?) leider (hat man hier doch bereits von Anfang an ziemlich chaotische und somit hochinteressante Stellungen und Partien) recht rar gesäht, und so stand denn für mich eigentlich außer Frage, daß ich an dem in Bad Aibling vergangenenes Wochenende teilnehmen würde, zumal zu allem „Überfluß“ auch noch der Preistopf üppigst gefüllt war, in einem Maße, wie es mir sonst kaum geläufig ist. So gab es beispielsweise heuer in Biel für den 1. gerade einmal „lumpige“ 300,- zu gewinnen – und zwar Schweizer Franken, und keine € (was zugegebenermaßen leider auch keinen großen Unterschied mehr macht, wie ich selber zu meinem Leidwesen beim Umtausch erfahren mußte …), und dazu gerade noch einmal weitere drei Preise (200/100), was aber die bereits anwesenden GM (Ivan) Saric, Imre Hera (jun.) und Kunin nicht davon abhielt, auch daran teilzunehmen, und auch fast alle 3 ausgelobten Preise unter sich ausgemacht hätten … .
Sogesehen hätte man in Bad Aibling einen ausordentlich regen Zulauf an Profis 1. Güte erwarten können, aber (erfreulicherweise ;-)) Pustekuchen! Es war denn sogar noch ein bereits vorangemeldeter GM (Krivoborodov) letztlich nicht angereist … .
Ich war dagegen zugegen, trotz einer üblen schlamperhaften Vorausplanung, hatte ich doch schlicht nicht näher den Standort meiner Unterkunft zum einen und den des Spielorts zum anderen beachtet gehabt! So hatte ich jeweils eine Entfernung von ca. 4 km zu überwinden … . Was zwar beim ersten Mal noch ganz gut ging, aber da ich mir dabei im linken Fuß wohl eine Zerrung oder etwas ähnliches zugezogen hatte, war der Rückweg dann nicht mehr ganz so angenehm, und da es leider eher schlimmer als besser wurde, war es am darauffolgenden Tag noch weniger lustig … .
Doch nun wieder zum Turnier – eigentlich unglaublich, welchen Aufwand die Veranstalter auf sich genommen haben! Sämtliche Partien waren live im Internet zu verfolgen (z.B. (und wohl auch am komfortabelsten) auf schach.de), was ja bereits für sich genommen einen recht großen Aufwand darstellte, aber auch noch einen Livestream mit Kommentierung auf die Beine zu stellen (wenn natürlich auch mit fachmännischer Unterstützung ;-)), chapeau, wie Co-Kommentator (und eine der sympathisten Schachlegenden) GM Vlastimil Hort es wohl kommentiert hätte. Sogesehen irgendwo eigentlich echt schade, daß es diesesmal nur 28 Teilnehmer an diesem Turnier gab. Aber vielleicht dachten sich ja auch einige, daß es bequemer wäre, sich das Ganze aus (patzererkennungs-)“sicherer“ Entfernung vom heimischer Sofa aus anzusehen!? Ich meine, bei dem Angebot … .
1. Runde (Schach 960-Stellung 651):
Schnepp – Galow
Ich hatte zu den beiden Runden am Freitag lediglich mein Tablet mitgebracht, was sich aber als zu langsam für die rasche Berechnung der Anfangszüge erwies, weshalb ich denn auch bei meiner 1. Partie nicht den stärksten 1. (vorher vorgeschlagenen) Zug spielte, und mich gleich in einer unangenehmen Situation widerfand. Zwar war meine Stellung ab und an nur ein wenig schlechter, aber ich verbrauchte einfach zu viel Zeit! Glücklicherweise erlaubte mir mein Gegner, die Abwicklung in ein übersichtliches und für mich leicht vorteilhaftes Endspiel zu erzwingen …
13.g4
Ich konnte den Druck weiter erhöhen, und nach einem groben Fehler …
24. …b5??
24.Tc6:+! (auch Lc6: oder Tc5 gewannen)
… konnte ich zum Schluß noch souverän gewinnen:
41.Lc5 1:0
-> zur Partie (in 2 Teile aufgeteilt, da man mit Chessbase zwar die Grundstellung abbilden kann (immerhin …), es jedoch bei der Darstellung der Rochade kläglich versagt … 🙁 ): 1. Teil – 2. Teil
Blick auf die Spitzenbretter in der 1. Runde:
2. Runde (Schach 960-Stellung 851):
Kramer – Schnepp
Diese Partie ware lange Zeit ein Langweiler, ein zäher Positionskampf (und hatte sogesehen WM-Kampf-Niveau …), und wurde erst nach einem (ersten … ) groben Fehler meines Gegners richtig interessant, nachdem dieser zuvor bereits eine interessante Fortsetzung ausgelassen hatte …
35.c5!
Stellung nach 37. …Tf8
38.Se2??
Ich stand dann klar auf Gewinn …
… aber es sollte sich erweisen, daß die Dinge nicht ganz so einfach liegen, dennoch meisterte ich (zunächst) die Probleme recht gut …
44. …Lc8!
45. …Dg5!
… um dann aber doch vom rechten Weg abzukommen …
46. …Dg7?!
… und meinem Gegner so eine Chance bot, welche er sogleich beim Schopfe zu packen wußte …
47.c5!
… und mir das Leben so so schwer wie möglich machte, und hier …
49. …Lc1? (La6!! -+)
… den Gewinnzug(-weg) auch schlicht nicht finden konnte und daher „nur“ noch klar besser stand …
… nach 53.Sd6:?? hier aber doch wieder klar auf Gewinn stand …
54. …(?)!!
… nur um hier zwar zu erkennen, daß mein (54.) Zug letztlich nur zum remis führen würde, diesen aber dennoch spielte, da ich keinen der 3 möglichen Gewinnzüge (s. Analyse) und schon gar nicht den brilliantesten davon, welcher völlig widersinnig erscheint (man verliert ein Tempo um eines zu gewinnen!), erkannte, und so die Bildung einer Festung erlaubte …
59.Sc4!
… und ich mich schließlich ins unentschieden fügen mußte.
66. …De1+ 1/2:1/2
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil
Damit war meine „Arbeit“ für diesen Tag beendet, und ich konnte mich auf den „Heimweg“ machen, auch, um mir dort noch das Video von der Liveübertragung diesen Tages anzusehen, wo man mich bei meiner 2. Partie sehen kann.
3. Runde (Schach 960-Stellung 467):
Schnepp – IM Maier
Neuer Tag, neue Grundstellung, …
… und ein schlechter Start gegen IM Alexander Maier (6.0-0-0?) …
… aber nochmal Glück gehabt (6. …Sb5?! (Sd4!)) …
… das ich die Stellung stabilisieren konnte (8.Sc1!) …
… um dann meinen Gegner mit einem Bauernopfer zu destabilisieren (15.e4!?) …
… und nach seinem Rückgewinn (24.Df5) …
… vollends rasch auf Gewinn zu stehen (Stellung nach 25.Sd3 +-) …
32. Sd6: 1:0
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil – 3. Teil
4. Runde (Schach 960-Stellung 92):
GM Teske – Schnepp
Zum ersten Mal im Turnier ein nominell stärkerer Gegner mit „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“-GM Henrik Teske, der aber nun wahrlich nicht seinen besten Tag erwischt hatte (er hatte wohl nicht richtig schlafen können, und lebte mal wieder seit Wochen nur aus dem Koffer), nicht nur gegen mich nicht, und (auch!?) in dieser (zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar – turniermitentscheidenden!) Partie mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden war …
… denn hier spielte er eigentlich bereits den Verlustzug (6.ef:?) …
6. …Tf5:?!
… aber leider gewährte ich meinem Gaul unverständlicherweise entgegen ursprünglicher Absicht keinen weiteren Auslauf (weil ich etwar 7.g4?? erwartete und Ld5 -+ übersah?!), und so geriet die Partie in unklare Fahrwasser, bis er sich zu einem zwar nur vorübergehenden, aber positionell ungenauen Bauernopfer hinreißen ließ …
12.f5?!
… und ich leicht in Vorteil kam …
14. …Dg7
… und nach einem Fehler von ihm …
19.gh:? (g6!?)
… sogar klar besser hätte stehen können, jedoch ungenau fortsetzte, und da ich sowieso nicht erkannte, wie gut meine Stellung war, bot ich trotz ca. 13 gegen 3 Minuten remis an …
19. … Dh6: 1/2:1/2
… was er einfach nicht ausschlagen konnte (zumal er eh der Meinung war „… die Stellung ist glatt verloren …“), und so war das ganze für ihn auch kein Beinbruch, sondern letzlich ausgesprochen wertvoll!
Fazit aus dieser Partie für mich: remis gegen einen GM, nicht schlecht, aber ob der Umstände (Partieverlauf und -ende, Zeitverhältnis) eindeutig viel zu wenig … . Und die Strafe für diese Nachlässigkeit sollte grausamst auf den Fuße folgen …
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil
5. Runde (Schach 960-Stellung 408):
Schnepp – Goldbeck
Dies ist eine der „Drecksstellungen“ im Schach960, zumindest, wenn man Schwarz hat … . Da ich Weiß hatte, freute ich mich darüber, denn …
… jetzt steht Weiß bereits leicht besser!
Und nach 4 Zügen ist die schwarze Stellung bereits als kritisch anzusehen …
… und nach 4. … Lc7?! erst recht …
Plötzlich erkannte ich allerdings nun auch aufgrund hellseherischer Fähigkeiten, daß eine Niederlage für den weiteren Turnierverlauf für mich am günstigsten wäre, und tat daraufhin nahezu alles, um meine Partie zu verlieren, was sich als gar nicht so einfach gestaltete, da sich mein Gegner wohl etwas Ähnliches ausgerechnet hatte, und wohl deshalb ähnlich „stark“ agierte, ich begann nichtsdestotrotz hier beginnend mit 5.d5? den gefaßten „Plan“ nun in die Tat umzusetzen …
… was mein Gegner auch zunächst noch annahm (6. …Sf4:!) …
… und nachdem ich „erkannt“ hatte, wie ich ihm die Möglichkeit (7.Dc4??) bieten könne, sofort zu gewinnen, sah ich vom ursprünglich Bauernrückgewinn (7.ef:!) ab …
7. …Lf7?!
… aber er ließ sich 2 x bitten, also: neue Chance bieten, und „hoffen“, daß er es nun (wie IM Beletzky und inzwischen sogar auch ich tatsächlich) sehen würde …
8.Le4?
… aber er erkannte seine Chance immer noch nicht (-> große, sichtbare „Enttäuschung“ bei mir) …
8. …Lb6?
… und bot mir erneut die Chance, auszugleichen, aber das paßte ja nicht in mein „Konzept“ …
24.Sab5? (Scb5!)
… und so schlecht, wie ich in dieser Partie spielte, hatte mein Gegner gar keine andere Möglichkeit, als dieses „Geschenk“ anzunehmen …
26. …f4-+
… und irgendwann doch noch zu gewinnen …
35. …Tf2+ 0:1
Und jetzt noch einmal zur Sicherheit, nur so, für den Fall, daß es jemand nicht verstanden haben oder zumindest Zweifel hegen sollte: ich verfüge leider über keine derartigen hellseherischer Fähigkeiten, und habe daher natürlich auch nicht absichtlich verloren, ich konnte einfach nur nicht widerstehen, meine desaströse Leistung in dieser Runde und den daraus resultierenden Tabellenstand auf diese sarkastische Art zu kommentieren.
-> zur Partie
6. Runde (Schach 960-Stellung 864):
IM Belezky – Schnepp
Derart „komfortabel“ mit einem „verzögertem Schweizer Gambit“ (bei 3/5) ausgestattet, ging es nunmehr bereits in jeder Runde um alles oder nichts, und es konnte eigentlich fast nur noch besser werden … . Jedenfalls hatte ich das Turnier bereits innerlich abgehakt, und hoffte lediglich noch darauf, so viele Punkte wie irgendwie möglich zu erzielen, um vielleicht noch den 5. Platz zu erreichen und wenigstens einem kleinen Plus aus dem Turnier zu gehen, auf jeden Fall jedoch wollte ich kein Minus in solch einem Turnier machen, das mit einem solch reichhaltigen Preisfond bei einer solchen vergleichsweise moderaten Beteiligung ausgestattet war! Dies war mein Wunschdenken nach der fünften Runde.
Gerade einmal drei Runden später sollte meinen Wunschdenken dann völlig anders aussehen … .
Woran aber beim Anblick der Auslosung (und zwar sowohl des Gegners als auch der Ausgangsstellung) zur sechsten Runde aber auch nicht mehr nur im entferntesten zu denken war! Denn nachdem ich ja nun die soeben verloren hatte, rückte ich nichtsdestotrotz von Brett 4 um ein Brett vor an Brett 3, und bekam mit IM Alexander Belezky zu allem Überfluß auch noch einen deutlich stärkeren Gegner als soeben, und als ob dies noch nicht genug gewesen wäre, führte ich auch noch die schwarzen Steine ausgerechnet gegen die Schach960-Stellung Nr. 864! Da auch mein Gegner meine Situation sehr gut verstehen schien (er hatte ja auch noch meine elende Partie von eben erfolgen können), tat er mir sein aufrichtiges (!) Beileid kund indem er mir das oben bereits beschriebene erläuterte. Um dann dennoch kein Pardon zu kennen, und mich mit den beiden stärksten Anfangszügen gleich in die Bredouille zu bringen. Gott sei Dank jedoch wußte ich ob der Problematik in dieser Stellung Bescheid, und verbrauchte so zumindest keine wertvolle Bedenkzeit, um den zwar sehr unangenehmen, aber eben auch notwendigen Verteidigungszug auszuführen.
2. …Tg8 (0-0?? 3.Se7:#)
Da er aber anscheinend schnell aus dem Buch war, traf er nicht beste Entscheidung …
4.Lf6:?!
… ich dagegen nach etwas nachdenken jedoch schon …
4. …gf6:!
… und wenig später stand ich bereits etwas besser …
7. …e6!
… dann klar besser …
14. …f5 (c5!)
… einen Vorteil, den ich hier durch die mit …
18. … Sf8! eingeleitete Umgruppierung festhalten und sogar weiter
zum Gewinn ausreichenden Vorteil verdichten konnte …
22. …Th2 -+
… nur um wenig später ungenau fortzusetzen …
23. …Tg8?! (Tdh8!)
… wodurch mir der Vorteil immer mehr durch die Finger ran, sodaß am Ende nur noch ganz ganz wenig davon übrig blieb, und mir eigentlich nur noch ein Wunder helfen konnte. Doch – solche Wunder gibt es heute ja schon gegen nominell schwächere Amateure praktisch nicht mehr (!?), hatte ich mir noch vor meiner Partie in Runde 5 gedacht … . Und in der aktuellen Stellung …
… könnte man ja z.B. 33.Sh2?? ziehen …
… und d a war das Wunder! Mein Gegner hatte tatsächlich denselben Gedanken! Ich betrachtete mir die Stellung und dachte, nun ja, hätte ich wohl auch gespielt (sic!), dann stutzte ich auf einmal, und dann …
33. …Dh2:+ 0:1
W a s für turnierentscheidender Moment als Abschluß eines seltsamen Tages … -> zur Partie
7. Runde (Schach 960-Stellung 690):
Schnepp – Gil
Da ich wieder etwas Morgenluft witterte, nahm ich am Schlußtag ein Taxi, um nur ja rechtzeitig wieder vor Ort zu sein – es sollte sich bezahlt machen … .
Gleich der 1.Zug meines Gegners (1. …Sgf6?!) …
… war ungenau, und schon begannen die Probleme für ihn nach …
… meiner vorzüglichen Antwort 2.f3!! …
… und sie wurden sehr schnell sehr gravierend (7.Sh3!) …
… und nach 2 weiteren Fehlern (5. …c5? und hier 7. …Lh6?)
… stand ich hier nach 8.h4 bereits auf Gewinn, den ich auch
recht überzeugend sicherstellen konnte:
18.Tb6:! 1:0
Wirklich sehr angenehm, so in den Tag zu starten!
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil
Noch ein paar Impressionen aus Runde 7:
8. Runde (Schach 960-Stellung 84):
Jacobi – Schnepp
Es sollte so gut weitergehen! Mein Gegner zeigte sich gleich entgegenkommend …
2.b4?!
… und ungenau (ich hatte den richtigen Zug im Gegensatz zu ihm gesehen) …
6.a3?! (Ld2!)
… kam daher rasch leicht …
7. …g6
… und kurz darauf sogar klar in Vorteil …
8. …a5!
… und nur 3 weitere Züge später stand ich nach einem groben Schnitzer von ihm …
11.f4?? …
… 11. …ab3: -+
… bereits klar auf Gewinn (was man auch daran sehen kann, daß er sich zu „verstecken“ versucht :-)), es nutzte aber auch nichts mehr, und daher wenig später …
23. … Sc4: 0:1
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil
Ich begab mich in den Raum, in dem u.a. Hort gerade mit der Livekommentierung beschäftigt war, und wurde unversehens dazu aufgefordert, meine Eindrücke von meiner eben beendeten Partie zum besten zu geben, ein Wunsch, dem ich denn auch gerne nachkam … .
Ich wurde dann auch noch befragt, was ich denn denken würde, wer mein nächster Gegner sein könnte. Ich antwortete, daß ich als meinen nächsten Gegner eigentlich GM Levin erwartet hätte, ich dies nun aber für nicht mehr so wahrscheinlich halten würde, da ich just in diesem Moment seiner Niederlage gegen IM Maier gewahr wurde! Dann teilte uns (und somit auch mir) FM Zenker den aktuellen Tabellenstand mit, und ich glaubte meinen Ohren kaum zu trauen, als er meinte „… du bist mit Alexander Maier in Führung …“. Doch es stimmte:
Es war einfach nicht zu fassen – wie aus dem Nichts war auf einmal der Turniersieg in greifbare Nähe gerückt … … für m i c h!! Denn nach Feinwertung (Buchholz) lag ich gegenüber IM Maier vier Punkte und somit haushoch in Front! Mit anderen Worten – ein Sieg von mir in der Schlußrunde, und der Turniersieg würde mir nicht mehr zu nehmen sein! Und selbst im Falle eines Unentschiedens standen die Chancen recht gut, daß es hierfür reichen würde … .
Und nun erinnere man sich noch einmal an meine Situation nach der fünften Runde … .
Noch ein paar Impressionen aus Runde 8:
Es ging in die Mittagspause, in welcher GM Teske noch seine Partie gegen Belezky mit GM Levin analysierte … .
Und danach hieß es – Start frei zur
9. und letzten Runde (Schach 960-Stellung 805):
Schnepp – GM Meijers
Zum Abschluß mit GM Meijers kein ganz leichter Brocken, aber immerhin Weiß, und ganz „nebenbei“ die erste Partie am Spitzenbrett. Der Start dieser so unglaublich wichtigen letzten Runde war dann aber doch recht seltsam: wurde vorher immer gewartet, bis alle am Platz waren, so war dies diesesmal nicht der Fall, oder aber sie wurde nicht offiziell freigegeben!? Jedenfalls wurde sie von mir unbemerkt gestartet, sodaß ich mich in aller Gemütsruhe an meinen Platz setzte, obwohl meine Uhr schon lief!
Als ich das Laufen meiner Uhr nach ca. 1 min endlich wahrnahm, und zunächst an einen Fehler glaubte, verlor ich eine weitere halbe Minute, bis ich meinen Zug (nunmehr à tempo) ausführte. Ob dieses Vorgangs und der Tatsache, daß mein Namensschild fehlte, war ich doch recht irritiert, und fand nicht recht in die Partie …
4. … Sd7!
… und verbriet über 10 min bereits für meinen 5. Zug …
5.Se3
Spätestens hier war ich auf remis gepolt, es wäre einfach zu traurig
(und vor allen Dingen zu teuer!) gewesen, diese Partie zu verlieren … .
Da mein Gegner aber nicht die aus meiner Sicht kritische Fortsetzung wählte, konnte ich mich befreien und die Kontrolle übernehmen …
8.Dc3
… und stand kurz darauf schon etwas besser …
13.a3!
… vergab aber die Möglichkeit, sogar klar besser zu stehen …
14.Ld5?! (Sh5!)
… was aber wenig später dennoch eintrat …
… aber die Stellung war weit davon entfernt, klar für mich gewonnen zu sein, und ich spielte auch etwas ungenau (20.b4?! (b3!)) …
… zudem nutzte ich eine sich bietende Möglichkeit (28.Sb6+!?) nur halbherzig …
29.Sd5 (Sd7!?)
… und daher wurde etwas später …
35. …Kc8 1/2:1/2
… eine Übereinkunft über das Remis getroffen.
-> zur Partie: 1. Teil – 2. Teil
Nun hieß es Zittern! War die Begegnung an Brett 3 (wo sowohl Belezky als auch Levin je 5,5 Punkte aufwiesen), bereits zu meinen Gunsten remis ausgegangen, so hatte ich immer wieder mit etwas bangem Blick auf das Nebenbrett gesehen und war mir ziemlich sicher, daß Maier nicht gewinnen und somit als einziger auf 7 Punkte kommen würde. Somit hieß es also auf ein remis hoffen, wonach es zunächst auch aussah, dann aber gar nicht mehr, aber Teske spielte so „Axellike“ (also ungenau ;-)), daß auf einmal das remis für Maier wieder zum Greifen nah war!
Stellung nach 42. …a5 (das sollte doch eigentlich remis zu halten sein, oder!?)
Aber … … wenn man nicht alles selber macht! Der letztlich turnierentscheidende Moment:
45. …a4??
Warum nicht einfach 45. …e5+!, wie auch von Hort vorgeschlagen!?
Es hat wohl einfach nicht sollen sein … .
Die Waage neigte sich wieder zugunsten von Teske, und nicht nur, daß es ihm gelang, die Partie schließlich zu seinen Gunsten zu entscheiden …
63.Th7 1:0
… auch die Feinwertung (also Buchholz) fiel dann für mich doch überraschend recht klar zu seinen Gunsten aus, und so wurde er statt mir Turniersieger nach Wertung!
Aber man darf beim besten Willen nicht unzufrieden sein – denn der vor der Schlußrunde mit mir gemeinsam in Führung liegende IM Alexander Meier verlor selbige ja wie gesehen leider und fiel daher vom 2. auf den 6. Platz zurück, was sofort 500,- € Unterschied im Preisgeld ausmachte! Im Falle eines Unentschiedens hätte er seinen 2. Platz verteidigt und – das ist zumindest aus meiner Sicht am bittersten daran – m i c h eben zum Turniersieger gemacht und mir zudem noch zusätzliche 200 € mehr eingebracht … . So blieb mir eben „nur“ der Spatz in der Hand – ein ziemlich fetter allerdings, zugegebenermaßen 😉 … .
Wenig später gab es dann die Siegerehrung, bei der „Dampfplauderer“ Henrik Teske dann nochmal zu Hochform auflief 🙂 (auch als er noch etwas ergänzt)!
Sehr schön auch: aufgrund der Vielzahl der Preise auf der einen als der geringen Anzahl der Teilnehmer auf der anderen Seite, mußte kaum jemand mit leeren Händen nach Hause gehen!
Doch irgendwann waren auch die letzten Preise vergeben, und es war die Zeit gekommen, sich zu verabschieden und dieses schöne Turnier zu verlassen … .
Abschließend muß ich noch bekennen, daß ich erst im Nachhinein erkannt habe, wie toll diese Liveübertragung und dieses Turnier eigentlich war, und hoffe doch sehr auf eine Fortsetzung, alleine schon deshalb!
Super Leistung!! Jetzt haben wir in Lauffen einen deutschen Vizemeister!?