Am 23.02.2014 fand die 7. Runde in der Bezirksliga Unterland statt. Beim Tabellennachbarn Willsbach stand für unsere 2. Mannschaft ein schweres Auswärtsspiel an. Denkbar knapp setzte sich Lauffen mit 4,5 : 3,5 durch und verbesserte sich in der Tabelle zwei Runden vor Saisonende auf Tabellenplatz 4. Somit verabschiedet sich Lauffen mit großen Schritten aus der Abstiegszone.
Es ging in vieler Hinsicht eng und umkämpft zur Sache in Willsbach. Zum einen beherbergte Willsbach zeitgleich 3. (!) Mannschaften in der Sportgaststätte, zum anderen waren die Partien interessant und umkämpft. Eine gute Kulisse mit vielen Schachinteressierten, schöne Wettkampfbedingungen für uns, aber natürlich auch damit verbunden ein gewisser Lautstärkenpegel.
Keine der beiden Mannschaften wollte nachgeben und die Punkte abschenken. Jeder war motiviert gutes Schach zu spielen. In den ersten drei Stunden zeichneten sich die ersten Vorteile in den Partien ab. Peter Lörincz an Brett 8 hielt mit schwarz in der Eröffnung gut dagegen, geriet aber im Mittelspiel durch mehrere Springermanöver am Königsflügel unter Beschuss. Durch die offene Königsstellung musste er nach drei Stunden die Segel streichen. Es sollte die einzige Niederlage an diesem Tag bleiben, aber das wusste bis dato keiner.
Zu dem Zeitpunkt standen wir an den meisten Brettern gut und hatten Chancen auf den Mannschaftssieg. Jannick Samietz an Brett 7 versuchte mit den weißen Steinen seinen Gegner permanent unter Druck zu setzen, erzielte eine solide Position, konnte aber keine gewinnbringenden Vorteile erzielen. Somit begnügte er sich mit Blick auf die anderen Partien mit Remis.
Egon Schuster und sein Gegner lieferten sich an Brett 3 einen Schlagabtausch, in dem ich als Betrachter ein Wechselbad der Gefühle erlebte. Die Spielvorteile schienen sich in halbstündigem Takt jeweils in die andere Richtung zu verschieben. Die Spieler zogen aber beide kein all zu großes Kapital aus den jeweiligen Stellungsvorteilen, so dass die Partie ebenfalls Remis endete.
Am Spitzenbrett erarbeitete sich Günter Kamm eine starke und taktisch sehr geprägte Ausgangsposition im Mittelspiel, die ihm in der Abwicklung zwei Mehrbauern einbrachte. Ab diesem Zeitpunkt spielte er aber zu viele ungenaue Züge, so dass sein Kontrahent eine Gewinnstellung trotz Bauernminderheit auf die Platte brachte. Zum Glück für uns schätzte der Gegner die Partie nicht so zuversichtlich ein und nahm das Remisangebot von Kamm an. Jetzt mussten die Taschenrechner hervorgeholt werden, denn es roch nach einer ganz, ganz knappen Nummer in Willsbach.
Uwe Bertz an Brett 2 spielte mit schwarz eine bärenstarke Partie und erarbeitete sich in der kritischen Zeitphase vor der 4 Stunden- Marke Dauerdruck auf die gegnerische Stellung. Mit Übersicht und Stellungskontrolle zwang er seinen Gegner in die Knie und erzielte nach knapp vier Stunden den Ausgleich zum 2,5 : 2,5. Die letzten drei laufenden Partien hatten es in sich und eine klare Entscheidung ließ sich noch nicht abzeichnen.
Norbert Eberhardt an Brett 6 erwischte einen guten Tag. Im Mittelspiel gewann er eine Figur gegen einen Bauern, geriet trotzdem unter Druck durch die Bauernmajorität des Gegners am Damenflügel und musste auf der Hut sein, damit die Partie nicht verloren geht. Durch die Königswanderung vor die angreifenden Bauern und dem verteidigenden Läufer konnte er nach viereinhalb Stunden mit zwei Türmen die Gefahr vollends beseitigen und ein Mattnetz spinnen, dem der Gegner nicht mehr entrinnen konnte. „Big Points“ durch Uwe und Norbert an diesem Tag. Super Sache.
Jetzt war klar, es musste ein halber Punkt aus den verbleibenden zwei Partien her, damit mindestens ein Mannschaftspunkt im Kampf um den Klassenerhalt mit nach Lauffen genommen werden konnte. Und nun wurde es richtig spannend. Das belegten auch die Rahmenbedingungen. Die 5 Stunden Marke wurde langsam erreicht. Einige schachbegeisterte Zuschauer machten Nebengeräusche und in den Partien war was los. Die Spannung war greifbar. Zwei Beispiele dafür: 1. Florians Gegner drückte unerwartet die Uhr an meinem Brett, was für gute Laune sorgte 2. Einer der Zuschauer hatte die Neigung Melodien zu pfeifen und sich hin und wieder unbeabsichtigt hinter die sitzenden Spieler zu stellen, um einen guten Blickwinkel für die Partie zu bekommen.So konnte zumindest jeder an den Melodien teilhaben, was mir im Nachhinein sehr gut gefallen hat.
Forian Bauer an Brett 5 lieferte im Panovangriff eröffnungstechnisch eine mäßige Vorstellung ab. Mit Minusbauer und dem Abtausch der Schwerfiguren hatte er im Mittelspiel Probleme die Partie zu halten. Der Gegner fand jedoch nicht die besten Züge und so kämpfte er sich wieder zurück in die Partie, musste aber den Minusbauern durch aktives Stellungsspiel kompensieren um die Partie überhaupt halten zu können.
Mannschaftskapitän Frank Hofmann bekam in der Eröffnung 1. e3 serviert und da konnte man wohl alles spielen. Mit Schwarz erarbeitete er sich nach der Eröffnung Angriffsoptionen auf dem Damenflügel und Im Zentrum und hatte tierisch Bock auf das eigene Läuferpaar an diesem Sonntag. Dafür nahm er so einige Aktionen in Kauf. Zum einen einen Tripplebauern auf der c-Linie und einen Doppelbauern auf der f-Linie. Hofmann dachte bei sich „Ein c-Bauer wirds wohl schon richten können“ und beurteilte die Stellung für sich als akzeptabel. Im Mittelspiel war durch die Bauernstruktur, die einer Müllhalde glich viel Brisanz drin. Im 40. Zug hatte er dann durch druckvolles Spiel am Damenflügel die Vorentscheidung einzügig auf der Platte, übersah ohne jegliche Zeitnot (!) den vorzeitigen Knock out für den Mannschaftssieg und machte den Mannschaftskampf weiter spannend..
Florian Bauer kämpfte bis zum Schluss ordentlich und verteidigte trotz Nebengeräusche das Remis bis zum Schluss. 4 : 3 für den SK Lauffen und der Mannschaftskapitän konnte den Sack zumachen. Nachdem er den Gewinn nicht gesehen hatte verteidigte er teilweise ziemlich riskant die Stellung und sicherte mit dem 5. Remis in Willsbach den 4,5 : 3,5 Auswärtssieg. Mit diesen zwei Punkten findet man Anschluss an die vorderen Plätze. Durch die geschlossene Mannschaftsleistung gegen einen starken Gegner hat man den Klassenerhalt vorzeitig gesichert. Der SK Lauffen wird nun versuchen in den verbleibenden zwei Runden die Schachfreunde aus Bad Wimpfen und Bad Rappenau zu ärgern. In Bad Wimpfen wartet auf den SK Lauffen im schweren Auswärtsspiel am 23.03.2014 der verlustpunktfreie Tabellenführer. Eine harte Nuss, die nur durch eine geschlossene und starke bzw. außerordentliche Mannschaftsvorstellung geknackt werden kann.