… eines Turniers, welches einigermaßen vielversprechend begonnen hatte und letztlich doch desaströs endete!
Nach der Niederlage gegen Fridman befand ich mich turniertaktisch im Zugzwang, musste unbedingt mit Schwarz die 7. Runde gewinnen, um noch ein einigermaßen passables Ergebnis erreichen zu können. Man hätte sich dafür sicherlich einen schachlich angenehmeren Gegner als den aggressiv spielenden Manfred Herbold (im Bild unten rechts vorne)
zum Erreichen dieses Ziels vorstellen können – nachdem ich tags zuvor den mir angebotenen Gambitbauern nicht genommen und damit schlecht gefahren war, beschloß ich, das Risiko, welches mit der Annahme verbunden war, in Kauf zu nehmen. Zwar spielte ich zunächst ungenau, dann jedoch brachte mein Gegner ein Opfer, welches nicht korrekt war, sodaß ich auf Gewinn stand. Ich sah auch die ersten drei Züge der Gewinnvariante, und schätzte ein, daß die Stellung gewonnen wäre – allerdings für meinen Gegner! Allerdings hätte die dieser Variante zu einigen Fantasyschachstellungen geführt, es war also nicht ganz so trivial … . So entschied ich mich für einen anderen Zug, welcher mir sehr intelligent zu sein schien, sich letztlich jedoch leider als der glatte Verlustzug erwies … .
Damit war dieses Turnier gelaufen! Aber natürlich war ich noch auf Schadensbegrenzung bedacht … . Leider zeigte sich mein Gegner der 8. Runde bestens präpariert, und so kannte er sich in einer Variante, von der ich dachte, daß sie für Weiß gut wäre, und mit welcher ich auch schon einige schöne Erfolge erzielt hatte, besser aus als ich, und wandte eine in der Tat starke Verbesserung von Bologan an. Erstaunlicherweise wird von Bologan mein auf der Hand liegender darauffolgender Zug nach dem letzten von ihm angegebenen nicht erwähnt, sodaß man Gegner zum ersten Mal selber nachdenken mußte, wobei von den noch folgenden 27 Zügen nur einer fehlerhaft war, und da ich diesen einzigen Moment leider verpaßte, mußte ich am Ende noch froh sein, mit letzter Müh und Not ein Remis erzielt zu haben!
einige Impressionen der achten Runde:
Holger Namyslo gegen GM Mainka (Mitte)
Zum Abschluß des Turniers bekam ich es mit einem 16-17-jährigen bayerischen Nachwuchsspieler mit einer DWZ von ca. 1800 zu tun,
Blick in den Turniersaal am Schlusstag – im blauen Pullover rechts mein Gegner der letzten Runde
und ich muß sagen, es war doch angenehm zu sehen, daß es noch Spieler gibt, die eine bestimmte Wertungszahl haben, und diese dann tatsächlich auch spielen!
Wobei er zunächst eine unangenehme Überraschung für mich bereithielt – fand ich in der Datenbank Partien von ihm, in denen das Budapester Gambit gespielt hatte, und freute mich schon darauf, ihn darin quälen zu können, so überraschte er mich mit seiner Eröffnungswahl, mit welcher er sich einzumauern versuchte, was ihm jedoch nur anfangs gelang, und ich durch geduldiges Spiel seine Stellung nach und nach einreißen konnte.
So erlangte ich am Ende kümmerliche 5,5 Punkte aus 9 Partien … .
einige Impressionen der 9. Runde, u.a. mit Blick auf die Gewinner des Turniers:
die Bilder von der Siegerehrung:
die Siegerehrung ist recht gut besucht – links auf der Bank sitzend Turniersieger Nisipeanu im Gespräch mit GM Prusikhin
die Musi‘ spielt
Jetzt redet Turnierdirektor Horst Leckner
ein paar der vorne Platzierten: Rosentalis, Lupulescu und Landa
die drei Erstplatzierten (v.l.n.r.): Khenkin (2.), Nisipeanu (alles überragender und verdienter Turniersieger), Nyzhnyk (3. (und kommender Supergroßmeister!?))
Schachlegende Ulf Anderson (6,5/8 = Seniorenpreis) im entspannten Gespräch mit GM Andrey Sumets
Zum Abschluss noch einige Randnotizen: zum Essen geht man in Bad Wiessee mit am besten in die „Nieder-Stuben“ (welche sich gegenüber von der „Post“ befinden, in welche man besser nicht geht …), da das Essen hier frisch gemacht und dementsprechend gut und zudem noch vergleichsweise preisgünstig ist, auch die Portionen sind nicht zu klein. Man sollte jedoch exakt den Betrag auf den Tisch blättern, den man der Bedienung zukommen lassen möchte (also Rechnungsbetrag + eventuelles Trinkgeld), da es sonst – was mir zweimal sehr unangenehm aufgestoßen ist – vorkommen kann, daß sich die Bedienung um einen Euro „verhört“, wobei einem dann auch noch die Schuld dafür gegeben wird, weil man angeblich nicht das gesagt hätte, was man eben gesagt hat … .
Ansonsten war das Turnier von der Seite der Teilnehmer her sehr angenehm, so konnte ich einige alte Bekanntschaften pflegen, zudem noch einige angenehme neue hinzugewinnen. So auch letztlich mein Gegner aus der 2. Runde, der – nicht ganz unverständlicherweise – nach der Partie nicht so gut drauf war, heute dafür aber umso umgänglicher war, als er – surprise, surprise – im ICE nach Stuttgart (die Zugfahrt verlief zur Abwechslung einmal reibungslos) nur zwei Sitzreihen von mir entfernt aufstand und den Gang in meine Richtung marschierte, und ich ihn ob der unerwarteten Überraschung mit großen Augen ansah, und wir das Turnier gemeinsam noch ein wenig Revue passieren ließen, und uns noch ein wenig über zukünftiges austauschten (in diesem Zusammenhang noch einmal viel Erfolg bei der Ersteigung des Kilimandscharo!).
Wieder einmal ein toller Bericht von Gunnar.
Die Messer für das nächste Jahr sind sicher schon gewetzt.
Vielen Dank für die Blumen! Kommste dann zum Kiebitzen!? Wie du auf den Bildern sehen kannst, kann man dort auch ganz gut wandern oder radfahren!
Ab und an ist eben „Patz-Parade“ angesagt