… war – trotz der guten Wünsche einiger Vereinsmitglieder – mein wohl von einem „Fluch“ begleitetes Abschneiden beim diesjährigen Bodenseecup in Lindau.
Bei dieser alljährlich seit 1995 in wechselnden, am Bodensee gelegenen Orten stattfindenden Veranstaltung treffen sich die aus je 12 Spielern bestehenden Teams von Baden, Bayern, Württemberg und der Schweiz zu einem freundschaftlichen Ländervergleichskampf.
In der 1. Runde am Freitagabend, die erst kurz vor Rundenbeginn ausgelost wurde, bekamen wir (das Team Württembergs) es mit der Schweiz und ich mit einem jungen Nachwuchsspieler zu tun. Ich ahnte schon, was er spielen würde, und tatsächlich – er ließ sich auf meine Leib-und Magenvariante im klassischen Königsinder ein, die ich ja erst
die Woche zuvor im Pokal erfolgreich widerlegen konnte und in der ich mich bestens auskenne, im Gegensatz zu meinem jungen Gegner, der dementsprechent sehr viel Zeit verbrauchte, in der er sich mit der Stellung herumquälte. So kam es, daß er nach gerade einmal 16 Zügen nur noch 16 min auf der Uhr hatte, während ich noch 1h 07min aufwies! Da jedoch mit der – wie ich finde – sehr unglücklichen, aber in Mode gekommenen
Bedenkzeit von 1h30 für 40 Züge + 30 min + 30 sec Increment pro Zug gespielt wurde, hatte er folglich noch mehr Zeit als die 16 min, um die 40 Züge-Hürde zu bewältigen. Dennoch standen die Zeichen eindeutig auf Sieg für mich … .
Dann jedoch hatte ich im 17. Zug leider eine Idee zuviel, die ich zu allem Überfluß auch noch spielte! Dadurch verschenkte ich ein entscheidendes wertvolles Tempo in diesem vom „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ geprägten System … . Auch wenn die Stellung danach wohl noch nicht zwangsläufig verloren war, da ich mir meines Lapsuses bewußt wurde, war sie es zumindest psychologisch … . Da half es auch nicht mehr, durch Einsatz von einer halben Stunde meiner Bedenkzeit nach einer vernünftigen Fortsetzung zu suchen, die ich um ein Haar auch gefunden hätte, aber mir das entscheidende Licht leider erst in der anschließenden Analyse aufging (-: … .
Und so kam es, wie es kommen mußte – Schwarz kam zu überwältigendem Angriff, den er dann auch erstklassig abschloß (vielleicht auch, weil er die Motive gut eintrainiert hatte!?).
Zu allem Überfluß kostete diese Niederlage unser Team auch noch das Unentschieden, daß wir im Falle meines Sieges erreicht hätten! So jedoch verloren wir 5:7 … .
Im Parallelkampf entschied Bayern das Duell gegen Baden mit 7,5:4,5 für sich.
Leider ließ mir diese äußerst bittere Niederlage auch nachts keine Ruhe und raubte mir so zu allem Überfluß noch den Schlaf. Nachdem ich dann aber doch noch ein paar Stunden Schlaf gefunden hatte, ging es an die Vorbereitung gegen meinen nächsten Gegner aus Bayern. Ich fand sogar einige Partien von ihm in der Datenbank, aber da diese zwischen 30-35 Jahre alt waren, zweifelte ich etwas an der Aussagekraft dieser Partien … .
Ich bereitete mich dann aber auf 1.e4 vor, anstatt mich auf das in 2 „neueren“ Partien gespielte 1. d4 und auf Sf6 nachfolgende 2.Lg5 (also Trompomsky) einzustellen, was natürlich prompt aufs Brett kam. So begann ich ersteinmal zu grübeln, welche Variante aus meinem Repertoire ich aufs Brett bringen sollte, und ich entschied mich für eine von GM Mattias Wahls empfohlene Idee, die ich selbst noch nicht ausprobiert hatte. Jedenfalls gelang es meinem Gegner, einen unangenehmen Grundaufbau dagegen zu wählen, den ich jedoch dank einiger Ungenauigkeiten von ihm neutralisieren konnte und sogar die
Chance ausließ, selbst großen Vorteil zu erlangen. Als ich dann im 19. Zug kurz davorstand, endlich zu rochieren und eine richtig gute, perspektivreiche Stellung zu erlangen, entschloß er sich zu einem doppelten Harakiribauernopfer, daß ihm jedoch zugegebenermaßen gute praktische Chancen versprach, umso mehr, da aufgrund der komplizierten Stellung und der eingangs bereits erwähnten Bedenkzeitregelung mein Zeitvorrat bereits so gut wie aufgebraucht war, und von daher verwundert es kaum, daß ich im folgenden Schlagabtausch unterging … .
Immerhin gab es trotz meiner Niederlage gelang dem Team ein 6:6-Unentschieden
(Endergebnis Schweiz-Baden 7,5:4,5), und abends als kleines Trostpflaster das traditionelle gemeinsame Abendessen, daß aus 3 Gängen bestand und auch ganz gut war, das Lokal jedoch, in dem wir dieses Menu zu uns nahmen, leider auf vornehm machte und die Portionen dementsprechend „groß“ (bzw. übersichtlich) waren, was nicht
nur von mir so gesehen wurde … .
Die dritte und letzte Runde startete dann am Sonntag bereits um 9:00 Uhr, und obwohl wir vorher noch unsere Zimmer räumen mußten, traf ich mit gerade einmal 5 min Verspätung am Brett ein, und machte es somit z.B. besser als einer unserer Badener Gegner, der etwar 55 min zu spät kam … . Trotz der Tatsache, daß wir den kampflosen Punkt gerne nahmen, finde ich die Regelung mit dem kampflosen Verlust nach dem Zuspätkommen nach einer halben Stunde sehr unglücklich!
Mit meinen Gegner hatte ich bereits letztes Jahr in der 5. Runde in Wien ebenfalls mit Weiß zu tun gehabt (damals remis, da Gewinn ausgelassen). Auch er hatte seine beiden bisherigen Partien verloren gehabt, wobei er in gewisser Hinsicht dieser Partie im Vorteil war, da ich noch die „Möglichkeit“ hatte, den „Fluch“, an denen ich schon seit Jahren dachte, noch Wirklichkeit werden lassen zu können! Es ist nämlich so: dies war meine vierte Teilnahme am Bodenseecup, und bei 1. Teilnahme hatte ich 1,5 Punkte erzielt, bei der 2. einen Punkt und bei der 3. noch 0,5 Punkte … .
Daraus folgte für mich über all die Jahre nach „Abzählreim“, daß ich dann bei einer
4. Teilnahme eben 0 aus 3 holen würde! Jedenfalls spielte er auf 1.d4 nicht wie in Wien
1. …d5, sondern 1. …Sf6. Aus welchem Grund auch immer, ich ahnte schon, was er
auf 2.c4 spielen würde, und wollte es genau wissen, und verzichtete daher auf 2.Sf3,
womit ich meine „Ahnung“ hätte verhindern können … . Und tatsächlich! Er spielte 2. …e5
wie von mir vermutet, also Budapester Gambit! Und das gegen mich! Ganz schön frech … .
Da hieß es dann erst einmal wieder sich zu entscheiden, welche von den vielen für Schwarz furchtbaren Varianten man nun spielen sollte … . Ich entschied mich für das Hauptsystem, und er antwortete darauf – wie erstaunlicherweise schon wieder von mir vorhergesehen – mit dem scharfen und interessanten, aber doch ziemlich inkorrekten g5. Obwohl ich darauf nicht optimal antwortete, kam ich zunächst doch in Vorteil. Letztlich landeten wir in einem Endspiel mit gleicher Materialverteilung und ungleichfarbigen Läufern, welches eigentlich jeder (und ich sowieso!) im Schlaf remis halten können sollte. Mir „gelang“ es jedoch, selbst diese Stellung in eine verlorene zu verwandeln, so daß ich kurz davor war, den „Fluch“ Wirklichkeit werden zu lassen, umso mehr, als mein Gegner – wie sich in der nachfolgenden Analyse herausstellte – die meisten Züge der Gewinnvariante bereits vorausgesehen hatte! Er spielte „netterweise“ jedoch ungenau, und da ich die Ungenauigkeit auszunutzen verstand, erzielte ich doch noch das Remis. Da das Team die Begegnung insgesamt mit 7,5:4,5 für sich entscheiden konnte und im Parallelkampf Bayern gegen die Schweiz ebenfalls mit 7,5:4,5 gewann, erreichte Württemberg hinter der souveränen Schweiz den ordentlichen zweiten Platz!
Da ich nach „Abzählreim“ ja nunmehr beim nächsten Mal wenigstens 2,5 Punkte erzielen
müßte, hoffe ich auf einen erneuten Einsatz – dann natürlich am ersten Brett ;-)!
2 Gedanken zu „Leider äußerst durchwachsen …“
Kommentare sind geschlossen.
Schade, dass die Berichterstattung der Turnierleitung so schlecht ist.
Mich wundert es auch, dass dieses Turnier noch keine Website hat!?
In der Analyse der 1. Partie vermisse ich das im Text versprochene aufgehende Licht und die um ein Haar gefundene vernünftige Fortsetzung!